Mit intelligentem Laden zum Geschäftsmodell

Über 16.100 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte sind bisher im BDEW-Ladesäulenregister erfasst – über drei Viertel werden von der Energiewirtschaft betrieben. »Die Energieunternehmen drücken beim Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter aufs Tempo. Und das, obwohl bisher kaum E-Autos auf den Straßen rollen, sich der Betrieb von Ladesäulen bisher also kaum rentiert«, so Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Ein Problem, das auch Stefan Pagenkopf-Martin kennt. »Oft werden Ladesäulen aus Imagegründen aufgestellt«, erklärt der Geschäftsführer von Parkstrom. Es geht aber auch anders. Schon heute können Ladesäulen Gewinn abwerfen, wenn sie intelligent gesteuert werden und ein Ladepunkt unterschiedlich genutzt wird. Eine gute Möglichkeit bietet der Kundenparkplatz beim Retailer. Der Kunde nutzt die Ladesäule, während er zum Shoppen geht. Die Mitarbeiter dürfen während der Arbeitszeit laden und abends wird sie E-Autofahrern aus der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt, die keine eigene Garage haben. Reicht das nicht, bringt das Berliner Unternehmen E-Carsharing-Partner mit, die abends an den Säulen laden und so die Auslastung erhöhen.

Der Bedarf sei noch nicht ganz so groß, werde aber in Zukunft steigen, ist Pagenkopf-Martin überzeugt, der mit unterschiedlichen Sharing-Unternehmen zusammenarbeitet. »Wir haben Standorte, die schon jetzt profitabel sind. Aber wir sind bei weitem noch nicht da, wo wir hinwollen«, macht der Geschäftsführer deutlich.

Bildung von Ladegruppen

Die unterschiedlichen Nutzeranwendungen berücksichtigen, Betrieb und Abrechnung abbilden und alles auch noch intelligent mit dem Stromnetz verbinden, ist knifflig. »Das ist für ein Unternehmen in der technischen Ausführung zu komplex«, erklärt Pagenkopf-Martin, der seit 2012 eine intelligente Ladeinfrastruktur mit Steuerung und automatischer Abrechnung der Ladekosten deutschlandweit anbietet. »Wir fassen auch Ladegruppen zusammen und verteilen so die maximale Energiemenge an die Ladepunkte oder wir steuern mit unserem Lastmanagement alle Verbraucher in der Kundenanlage, sowie Energieerzeugungsanlagen und die Speichersysteme des Gebäudes, so dass Parkplätze elektrifiziert werden können.« Als ein großes Problem sehen er uns sein Geschäftsfpartner Andreas Zumschlinge zurzeit, dass bisher nur wenige Ladesäulen einzelne Ladesessions eichrechtskonform abbilden können.

Zwar müssen seit dem vergangenen Jahr alle AC-Ladesäulen die auf den Markt kommen und nach Kilowattstunden oder Ladezeit abrechnen, eine Eichrechtskonformität nachweisen. Ausnahmen sind Flatrates oder kostenfreier Strom. Allerdings müssen alte Ladesäulen noch umgerüstet werden. Dies ist meist aufwändig und teuer. Für die DC-Säulen gibt es noch gar keine Eichrechtskonformität. Die gesetzliche Frist endet am 01. April 2019.

Bisher hat allerdings nur XCharge eine DC-Ladesäulenserie mit Gleichstrommessung zur Zertifizierung bei der PTB eingereicht. Das chinesische Start-up will damit Vorreiter mit eichrechtskonformer DC-Ladetechnik werden und so einen Fuß in den europäischen Markt bekommen. Für den Ausbau von Schnellladesäulen brauchen die Betreiber allerdings Klarheit. Denn Supercharger werden nicht aus Imagegründen aufgestellt.

Entlastung der Netze ist möglich

Ladesäulen werden in Zukunft auch das Netz entlasten. Dafür entwickelt Parkstrom zusammen mit dem Unternehmen STW aus Kaufbeuren ein Lastmanagement. »Wir decken katasterübergreifend die komplette Niederspannung ab«, erklärt Pagenkopf-Martin. In den Trafostationen werde die Leistung im Verteilnetz gemessen und so an Ladepunkte verteilt, dass das Netz entlastet werde. Die Steuerung der Netze, so der Geschäftsführer, sei ein großes Thema. Nehme die Anzahl der Elektroautos und Ladesäulen zu, könne dies einen kostspieligen Netzausbau vermeiden.

Das ist nur der erste Schritt: Pagenkopf-Martin ist sich sicher, dass in Zukunft die Akkus der E-Autos genutzt werden, um das Netz zu stabilisieren. Anders sei die Nutzung der volatillen Energien mittelfristig nicht möglich.

Quelle: MBI E-MOBILITY / erschienen 11. März 2019